DAS FORT ENTDECKEN
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Mobilmachung
1939
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Alarm und Bombardierung
1940
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Nach Rütli: das „Réduit“
1941
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Landung der Alliierten und Waffenstillstand
1944
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1939
Die Geschichte der Garnison des Forts von Vallorbe ist eng mit der Geschichte der Mobilmachung 1939-45 zusammen.
Am 29. August 1939 wird neben den Grenztruppen auch die zum Grenzschutzbataillon 214 gehörige Garnison in Pré-Giroud mobilisiert, die mit der Verteidigung des Sektors Vallorbe beauftragt ist.
Das Kommando versammelt sich in Le Day. Es besteht aus 1 Kapitän, 2 Offizieren der Landwehr sowie 34 Unteroffizieren und Soldaten im Alter von 20 bis 21 Jahren, d. h. zwei Altersklassen. Auf der Poimboeuf-Wiese vereidigt der Kapitän seine Untergebenen und lässt sie einen Treueschwur auf ihr Land leisten.
Am 2. September 1939 hört man in Pré-Giroud die Glocken von Vallorbe und Ballaigues Alarm schlagen. Die Generalmobilmachung erfolgt. Der Korpskommandant Guisan wird zum General ernannt. Am 3. September erklären Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg.
Die stark unterbesetzte Garnison wird schnell aber nur bescheiden verstärkt. Die verstreichenden Monate gestatten es den Garnisonsbewohnern, sich perfekt mit dem Festungswerk vertraut zu machen und beim Abschluss noch ausstehender Arbeiten mitzuwirken.
Munition wird dringend angefordert. Das Musikkorps des Bataillons 214 stellt ihren Transport vom Bahnhof zur Festung mithilfe beschlagnahmter Fahrzeuge sicher. Die Arbeiter verlassen die Baustelle und müssen ersetzt werden. Lediglich zum Militärdienst herangezogene Männer können jetzt beim Festungsbau eingesetzt werden. Um den 20. September finden die Arbeiten wieder zu ihrem normalen Rhythmus zurück.
In der Garnison herrscht rege Betriebsamkeit, erholsame Momente sind kurz und selten. Nur am Sonntagnachmittag gibt es eine Ruhepause; Militärpfarrer tragen das Wort Gottes ins Fort.
Verstärkung trifft aus den Forts von St-Maurice ein. Es handelt sich um Festungssoldaten aus der Region Vallorbe - Ballaigues - Vallée de Joux - Vaulion.
Am 19. Dezember 1939 trifft der Offiziersarzt Plt Rey Philippe, Festungsoffizier und Arzt in Vallorbe, in der Garnison ein. Kurz vor Weihnachten verlässt die Garnison Poimboeuf, um schließlich die Kasernen des Forts zu beziehen. Das Soldatenheim wird eingeweiht.
Der Winter ist streng, sehr kalt und mit viel Schnee. Die Außenarbeiten werden unterbrochen.
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1940
Am 6. März 1940 werden weitere Männer der Landwehr mobilisiert.
Am Freitag, dem 10. Mai 1940 um 1 Uhr wird dank des Schweizer Nachrichtendienstes beim Generalstab der Armee Alarm ausgelöst. Der General weiß jetzt, dass der Führer sich zu einem Angriff entschlossen hat – doch wo und wie?
Am Samstag, dem 11. Mai 1940, wird die zweite Kriegsmobilmachung verfügt. Die ersten Angriffe richten sich gegen Holland und Belgien. Doch handelt es sich hierbei nur um eine Ablenkung vom Hauptmanöver? Die Garnison des Forts, zum Teil beurlaubt oder mit einer Ausgangssperre für den Umkreis von Vallorbe belegt, kehrt so schnell wie möglich in die Anlage zurück.
Am Mittwoch, dem 15. Mai 1940, spitzt sich die Situation weiter zu. Die Belegschaft wird verstärkt und auf der Zufahrtsstraße zum Fort wird eine Barrikade errichtet. Beim Generalstab der Armee herrscht große Unsicherheit. Man fürchtet, dass die Maginot-Linie durch eine Durchquerung des Gebiets über Basel und das Jura-Gebirge umgangen werden könnte. „Die über dem Land schwebende Gefahr war greifbar“, berichtet General Guisan.
Am 1., 2., 4. und 8. Juni 1940 liefern Schweizer und Deutsche sich Luftkämpfe. Sechs Flugzeuge des Reichs und ein Schweizer Flugzeug werden abgeschossen und es ergeben sich ernste Spannungen mit dem nördlichen Anrainer. Am 11. Juni 1940 werden Renens, Daillens und Genf bombardiert.
Am Sonntag, dem 16. Juni 1940, wird Generalalarm gegeben. Kapitän Lambelet befiehlt die ständige Waffenbereitschaft und eine verstärkte Vorbereitung auf den Kampf. Diese Situation wurde insgesamt jedoch lediglich bis zum nächsten Tag aufrechterhalten, denn der Generalalarm war infolge der Zerstörung des Nordportals des Mont-d'Or-Tunnels durch die Franzosen ausgelöst worden.
Am 20. Juli 1940, der Rütli-Rapport: General Guisan bekennt sich darin klar und feierlich zum Widerstandswillen der Schweizer und gibt die taktische Antwort auf die neue Lage in Europa, die Réduit-Strategie, bekannt. Das Land fängt sich wieder!
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1941
1941 wurde im Anschluss an die Kämpfe an der Maginot-Linie beschlossen, die Verteidigung zu verstärken und drei neue bewaffnete Bunker zu errichten.
Die Belegschaft der Garnison wird auf 130 Männer erweitert.
Am 1. April 1942 wird das Festungswachtkorps geschaffen. Ein großes Kontingent der Kompanie lässt sich im Fort nieder und richtet hier seine Kommandozentrale zur Verwaltung des Sektors ein.
Am 11. November 1942, im Anschluss an die amerikanische Landung in Nordafrika, fallen die Deutschen in die von der französischen Regierung verwaltete freie Zone ein und riegeln dadurch das einzige Fenster der Schweiz zur freien Welt ab. Die Belegschaft in Alarmbereitschaft wird verstärkt; die Garnison zählt jetzt 217 Männer.
Am 7. Juni 1943 besucht General Guisan in Begleitung seines Adjutanten, Major Barbey, das Fort. Er befiehlt, die ursprünglich als Wasserreservoir vorgesehenen Dachflächen der Bunker für eine bessere Tarnung mit Erde zu bedecken.
Am 1. April 1944 werden bei der Bombardierung von Schaffhausen 39 Menschen getötet und 55 verletzt.
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1944
Am 6. Juni 1944, dem „längsten Tag“, landen die Alliierten in der Normandie.
Aus der Hoffnung wird Sicherheit und die Moral steigt wieder. Eine Ju-52 wird von der Schweizer Luftabwehr in Baulmes (VD) abgeschossen.
Am 5. September 1944 erfolgt eine Teilmobilisierung der Schweizer Grenztruppe, um dem Strom von Flüchtlingen aus Deutschland sowie von Soldaten der Armee General Wlassows (Russen, die gemeinsam mit Hitler gegen Stalin kämpften) zu begegnen.
Am 22. Februar 1945 hinterlässt die Bombardierung von Basel, Schaffhausen und Zürich 10 Tote und 33 Verletzte.
7.-9. Mai 1945: General Guisan tritt zurück.
22. Juni 1945: Unterzeichnung des Waffenstillstands zwischen den kriegsführenden Mächten.